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Jeden Tag Apokalypse

Gewalt

Essen, Grend
10.05.2023

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Gewalt
Keine Gewalt ist auch keine Lösung? In Essen scheint das so zu sein - aber natürlich nur, wenn es um die Band von Patrick Wagner, Helen Henfling und Jasmin Rilke geht. Über zwei Jahrzehnte ist es her, dass Wagner mit Surrogat im Essener Grend aufgetreten ist, aber vielen kling(el)t der Auftritt auch all die Jahre später noch in den Ohren. Dass es für Grend-Booker Markus Meyer eine Herzensangelegenheit war, nun endlich auch mal Wagners aktuelle Band in das Essener Kulturzentrum zu holen, kann man allein am Termin ablesen, denn der Auftritt findet tatsächlich an einem Mittwoch statt (und nicht wie sonst üblich an einem Freitag oder Samstag). Für das brachiale Berliner Industrial-Trio macht es eh keinen großen Unterschied, welcher Wochentag ist. Für Gewalt ist jeden Tag Apokalypse.
"Pulsadern auf oder doch lieber tanzen?" - das fragten die Kollegen des Musikexpress schon in ihrer Rezension des nach vielen Singleveröffentlichungen auf allerhand geschmackssicheren Labels 2021 erschienenen Gewalt-Debütalbum "Paradies", doch auch das Gastspiel im Grend gibt keine endgültige Antwort auf diese Frage. Im höllisch lauten Sound der Band spiegelt sich - brutal, aber am Ende doch präzise - die Kompromisslosigkeit alter US-Underground-Legenden wie Big Black, Pussy Galore und Swans wider, wenn sich das Trio sich mit unerbittlicher Härte und (fast immer) großer Ernsthaftigkeit in seine Songs wirft. Zwei Gitarren, ein Bass, ein Drumcomputer und ein sympathisches Großmaul als Sänger, der durch nichts in die Schranken zu weisen ist und künstlerische Freiheit über alles stellt: genau so präsentieren sich Gewalt an diesem Abend.
Die Reduktion auf das Wesentliche kommt nicht von ungefähr, bietet sie Wagner doch selbst im kleinen Grend eine große Bühne für ausladende Gesten und radikal anmutende Gedanken und Parolen. Mit rund einem Dutzend krachender Songs malen Gewalt an diesem Abend ein dystopisches Bild vom Status quo unserer Gesellschaft und des menschglichen Miteinanders, es geht um "Unterwerfung", um "Gier", um "Verheimlichung", doch auch wenn Wagner damit stets am Puls der Zeit zu sein scheint, ist diese natürlich ohne Zugabe endende 55-minütige Ode an den Nihilismus letztlich mehr kurzweilige Unterhaltung als tiefschürfender Diskurs. The show must go on.

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Surfempfehlung:
www.gewalt.berlin
www.facebook.com/Gewaltband
www.instagram.com/gewalt_band
Text: -Simon Mahler-
Foto: -Simon Mahler-


 
 

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